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Renommiertes Forschungsstipendium für meine Arbeit zu KI

Autorenbild: Christoph HeiligChristoph Heilig

(c) S. Obermeier
(c) S. Obermeier

Ich freue mich sehr, heute mitteilen zu können, dass ich ab dem 1. März 2025 als Mitglied im Jungen Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW) gefördert werde (Details hier). Die BAdW ist mit ihrer Gründung im Jahr 1759 die größte und eine der bedeutendsten Landesakademien Deutschlands, die sich der Förderung von Spitzenforschung und interdisziplinärem Dialog widmet. Mit ihren Forschungsaktivitäten, gerade in der Grundlagenforschung, und ihren Beiträgen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ergänzt sie die Wissenschaftslandschaft in Bayern.


Zur gezielten Förderung exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses wurde im Jahr 2010 das Junge Kolleg etabliert. Es umfasst in der Regel 18 Postdocs aus allen Forschungsgebieten. In Bayern forschen mehrere Tausend Postdocs an einigen der besten Forschungseinrichtungen Europas, weshalb das Auswahlverfahren für das Junge Kolleg entsprechend kompetitiv ist. In diesem Jahr wurden nach einem mehrstufigen Verfahren fünf neue Mitglieder verschiedener Disziplinen aufgenommen, darunter zwei von der LMU München, an der ich tätig bin. Angesichts der strengen Auswahl für dieses Stipendium ehrt mich die Förderung natürlich sehr – insbesondere auch, da ich der erste Theologe überhaupt bin, der seit der Gründung des Jungen Kollegs in diesen Kreis aufgenommen wurde. Ich freue mich, nun diese spezifische Perspektive in den interdisziplinären Dialog einbringen zu dürfen, etwa in der Arbeitsgruppe zu Künstlicher Intelligenz. 


Das Forschungsstipendium fördert konkret meine Forschung zum großen Themenkomplex „Theologie zwischen heiligen Schriften und KI-generierten Texten.“ In diesem Projekt untersuche ich einerseits, wie KI-Technologien, insbesondere große Sprachmodelle wie ChatGPT, verändern, wie wir religiöse Texte wie die Bibel interpretieren. Ich sehe da große Herausforderungen für die Theologie, die man ernsthaft und selbstkritisch angehen muss! Angesichts der zunehmenden Relevanz dieser Technologien verspreche ich mir davon wichtige Impulse für andere Wissens- und Lebensbereiche – nämlich für alldiejenigen Situationen, in denen menschliche und maschinelle Textproduktion jetzt plötzlich miteinander konkurrieren. Die Herausforderungen, die etwa auf die Literatur zukommen (von der literarischen Übersetzung mal ganz zu schweigen!) sind ebenfalls immens. Dadurch, dass die Theologie sich dem Problem stellt, textbasiert zu sein und nun in den Massen von KI-Texten unterzugehen droht, kann sie in meinen Augen einen wertvollen Beitrag zu einem konstruktiven Diskurs zum Stellenwert der Kultur und den für sie notwendigen Rahmenbedingungen leisten.


Gleichzeitig werde ich aber auch dezidiert der umgekehrten Frage nachgehen, welchen Beitrag die Theologie zum gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs über KI leisten kann.  Auch hier sehe ich nämlich ganz offensichtliche Anknüpfungspunkte, zu denen die Theologie - im gesamtgesellschaftlichen Interesse - nicht schweigen darf. Gerade angesichts des oft unkritisch gebrauchten religiösen Vokabulars in der KI-Entwicklung und vor dem Horizont eines oft damit einhergehenden Weltbilds mit grundlegenden Implikationen für unsere Zukunft als Menschheit, finde ich es wichtig, dass wir hier auf den theologischen Erfahrungsschatz zurückgreifen - und sei es manchmal vielleicht nur dadurch, dass wir daraus lernen, wie religiöse Kategorien in der Vergangenheit schon dazu missbraucht wurden, um Macht auszuüben.


Diese Förderung ist nicht nur eine wertvolle Anerkennung meiner bisherigen wissenschaftlichen Arbeit, sondern eröffnet mir auch einzigartige Möglichkeiten zum Austausch mit herausragenden Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichsten Fachrichtungen. Ich freue mich daher sehr über diese neue institutionelle Verankerung des Anteils meiner Forschung, der mit KI zu tun hat. 

Mehr Informationen über das Junge Kolleg und die Arbeit der BAdW findet ihr hier: Junges Kolleg.

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