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FORSCHUNG

Einblicke in Themen, die mich beschäftigen ...

Ein Gebetbuch lesen

ERZÄHLTHEORIE

Einblicke in die vielleicht wirkmächtigste Geschichte der Menschheit

Der Apostel Paulus wird von vielen für einen verkopften Denker gehalten, der niemals mitreißende Geschichten erzählt hat. In meiner Doktorarbeit versuche ich, diese Annahme auf den Kopf zu stellen: Paulus erzählt sehr wohl und in einem sehr eigenen Stil. Und seine Erzählungen prägen die Kulturgeschichte bis in die Gegenwart. Meine Analyse von mehr als 1000 Seiten gibt es hier im Open Access zu lesen. Für die Arbeit wurde ich mit dem Manfred Lautenschläger Award 2022 ausgezeichnet.

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Neuerdings leite ich eine internationale Nachwuchsforschungsgruppe an der LMU München, welche sich mit der Kategorie der Erzählperspektive auseinandersetzt. Im Hintergrund steht die Erkenntnis, das Erzählungen nicht nur das "Was?" des Erzählten ausmacht, sondern auch das "Wie?" des Erzählens. Dieselbe Geschichte kann ganz unterschiedlich vermittelt werden, je nachdem, durch wessen Perspektive die Ereignisse betrachtet werden. Diese verschiedenen Blickwinkel und Bewertungen in den frühchristlichen Erzählungen über Jesus Christus beeinflussen uns auch noch heute in der Darstellung dieser grundlegenden Geschichte. 
 

Das Projekt setzte sich in einem kompetitiven Verfahren bei einer Ausschreibung des Elitenetzwerkes Bayern durch, welche das Ziel hat, durch Spitzenförderung exzellente Forschung zu ermöglichen. Details über das Projekt gibt es hier. Zudem haben wir eine Webseite, auf der wir in den nächsten Jahren über unsere Forschung zu frühchristlichen Erzählungen berichten werden. 

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Paulus wird oft für einen Duckmäuserich gehalten, der im Römerbrief die Christen zum braven Steuerzahlen und zur Unterordnung unter die Staatsgewalt aufgefordert hat, aber ansonsten nicht viel zur Unterdrückerherrschaft der Römer zu sagen hatte. Meine ersten Monographie (Hidden Criticism? The Methodology and Plausibility of the Search for a Counter-Imperial Subtext in the Letters of Paul, ) geht der Frage nach, ob es in den Paulusbriefen so etwas wie eine versteckte Kritik am römischen Reich gibt, in Code geschriebene und damit weniger gefährliche Attacken auf den Kaiser. Das Buch gibt es im Open Access hier.

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In meinem zweiten Fachbuch (Paul's Triumph: Reassessing 2 Corinthians 2:14 in Its Literary and Historical ContextPeeters: 2017) wende ich diese Überlegungen auf einen bestimmten Textabschnitt in den Paulusbriefen an und untersuche, was die merkwürdige Metapher vom römischen Triumphzug im Zweiten Korintherbrief des Apostels zu bedeuten hat. 

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Für diese beiden Bücher zusammen erhielt ich den Mercator Award der Geistes- und Sozialwissenschaften 2018 (Laudatio gibt es hier zu sehen). Der Preis zeichnet insbesondere Innovativität, Interdisziplinarität und Gesellschaftsrelevanz aus.

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Jetzt habe ich mit The Apostle and the Empire: Paul's Implicit and Explicit Criticism of Rome (Eerdmans, 2022) versucht, die Debatte nochmal auf einen aktuelleren Stand zu bringen und zu skizzieren, in welche Richtung die Forschung in diesem Bereich am erfolgversprechendsten fortgesetzt werden könnte.

Kolosseum-Bögen

FRÜHCHRISTLICHER UNMUT ÜBER DAS RÖMISCHE REICH

Anti-imperiale Dissonanzen

Mathematische Formeln

BAYES' THEOREM

Wahrscheinlichkeitstheorie und Textinterpretation

Was hat Mathematik mit biblischer Exegese zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, dass Bibelwissenschaftler*innen immer, wenn sie über die "Wahrscheinlichkeit" ihrer Hypothesen sprechen, sich auf ein Sprachspiel einlassen, in welchem die Regeln der Wahrscheinlichkeitstheorie gelten. Selbst wenn man nicht explizit mit Zahlen rechnet, gelten diese Prinzipien doch im Hintergrund und bestimmen, ob eine Schlussfolgerung gültig ist oder wichtige Evidenz unberücksichtigt bleibt. Analysiert man Argumente in der Bibelwissenschaft aber auch in anderen historischen und textgebundenen Disziplinen, fällt auf, dass Erklärungsansätze oft fehlerhaft sind und Schlussfolgerungen somit auf einer wackeligen Basis stehen. Die "cogito foundation" hat ein Projekt gefördert, dass Wissenschaftler*innen der verschiedensten Disziplinen (Mathematik, Philosophie, Theologie, Physik, Chemie, Biologie, Medizin usw.) zusammen bringt und in einem Online-Forschungsseminar diskutieren lässt, wie die Anwendung eines wichtigen Theorems von Thomas Bayes ("Satz von Bayes"), das in vielen wissenschaftlichen Bereichen nicht mehr wegzudenken ist, auch die Erforschung der Bibel beeinflussen sollte. Details gibt es hier.

"KI-Expert*innen" gibt es neuerdings in Deutschland so viele wie kürzlich noch Virolog*innen. Daher gleich vorneweg: Als solcher verstehe ich mich nur bedingt. Ich trainiere etwa nicht selbst große Sprachmodelle. Aber das Thema beschäftigt mich in meiner Forschung schon länger.  Zwei meiner Forschungsschwerpunkte sind seit Jahren nämlich die Textlinguistik (welcher der Frage nachgeht, nach welchen Regeln Texte gebildet werden) und die Wahrscheinlichkeitstheorie. Und da große Sprachmodelle wie GPT nunmal genau Texte produzieren und das explizit als wahrscheinliche Wortfolgen, hatte ich das Thema schon länger auf dem Schirm. Zudem habe ich aufgrund meiner literaturwissenschaftlichen und erzähltheoretischen Forschungen gewisse Werkzeuge zur Hand, um auch die Qualität des Geschriebenen einschätzen zu können.​

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Seitdem ChatGPT im November 2022 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, habe ich meine Forschungen an dieser Schnittstelle daher intensiviert. Mich lässt vor allem die Frage nicht mehr los, wie in der Zukunft menschliche und künstliche Textproduktion in zahlreichen Bereichen aufeinander bezogen sein werden. Dieser Vortrag widmet sich etwa der Frage, ob und wie Theologie als akademische Disziplin bestehen wird - in einem Zeitalter, in welchem Schlüsselqualifikationen wie lesen und schreiben, von denen das theologische Studium geprägt ist, plötzlich gar nicht mehr so relevant erscheinen. Eine Zusammenfassung von "mir" (bzw. eigentlich GPT-4) kann man hier lesen. Auch der Literaturbetrieb wird sich in meinen Augen auf tiefgreifende Veränderungen einstellen müssen. Über diese Auswirkungen auf den Buchmarkt spreche ich in diesem Webinar.

Roboter

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

Theologie im Zeitalter von ChatGPT

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